Sie haben nur wenige Sekunden nicht aufgepasst und schon sind Sie mit dem Fuß umgeknickt, haben sich das Knie verdreht oder sind beim Skifahren gestürzt? Bereits ein kurzer Moment der Unachtsamkeit – besonders beim Sport – kann einen wochenlangen Ausfall bedeuten, wenn ein Band in Mitleidenschaft gezogen ist. Bänderrisse zählen zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt.


Pro Jahr verletzen sich ungefähr zwei Millionen Deutsche beim Sport so stark, dass eine ärztliche Behandlung notwendig ist. Mit rund 20 Prozent machen Bänderverletzungen einen Großteil davon aus. Typische Stellen sind Sprunggelenk, Knie und Daumen. Während im Sprunggelenks meist das Außenband betroffen ist, reißt im Knie laut Statistik das Kreuzband am häufigsten.


Diagnose Bänderriss?  Das bedeutet Schmerzen, Schwellung und viel Geduld…
Symptome und Verlauf: Reißt ein Band, ist meistens ein lautes, knallendes Geräusch zu hören. Der lädierte Bereich schwillt innerhalb weniger Minuten stark an. Unmittelbar nach einem Bänderriss treten heftige Schmerzen auf und ein Bluterguss bildet sich. Wird ein Bänderriss frühzeitig erkannt und behandelt, heilt er in den meisten Fällen vollständig aus. Der Verletzte kann nach einer gewissen Zeit das beeinträchtige Gelenk wieder voll und schmerzfrei belasten. Allerdings erfordert der Heilungsverlauf viel Geduld und Zeit. Je nach Lage des betroffenen Gelenks und Schwere der Verletzung benötigen Bandverletzungen im Regelfall zwischen vier und zwölf Wochen bis zur vollständigen Wiederherstellung der Funktion. Das gilt allerdings nicht für einen Kreuzbandriss: Hier fällt der Betroffene mindestens sechs bis acht Monate aus, bis er wieder schmerzfrei Sport treiben kann.

Definition: Von einem Bänderriss spricht man, wenn die Fasern eines Bandes ganz oder teilweise gerissen sind. Ein Bänderriss kann ein oder mehrere Bänder eines Gelenks betreffen. Unter Sportmedizinern wird dieses Krankheitsbild auch als Bandruptur (Ruptur = Riss) bezeichnet. Grundsätzlich unterscheidet man drei Schweregrade: Grad 1: Bandzerrung bzw. Bänderdehnung; Grad 2: teilweiser Bänderriss; Grad 3: vollständiger Bänderriss.

Ursachen
: Grundsätzlich sind die einzelnen Fasern der Bänder so aufgebaut, dass sie die im Alltag oder bei sportlichen Aktivitäten entstehenden Kräfte aushalten. Unnatürliche Bewegungen oder ein Schlag von außen auf das Gelenk können aber dazu führen, dass die Bänder in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders beim Sport bei schnellen, ruckartigen Bewegungen sind die Bänder stark beansprucht.

Die klassischen Auslöser variieren je nach betroffener Stelle. Risse des Außenbandes im Sprunggelenk entstehen meistens durch Umknicken des Fußes nach innen. Bänderverletzungen im Knie resultieren dagegen in der Regel aus Überstrecken oder Verdrehen des Gelenks. Ein sogenannter Skidaumen, das ist ein Bänderriss in Höhe des Daumengrundgelenks, tritt meist in Folge eines Sturzes beim Skifahren auf, wenn der Skifahrer mit abgespreiztem Daumen hinfällt.

Diagnose
: Zunächst findet ein Anamnesegespräch durch den behandelnden Arzt statt.  Durch Fragen nach den Symptomen und dem Unfallhergang zieht er erste Rückschlüsse auf die Art sowie das Ausmaß der Verletzung. Zur genaueren Erörterung begutachtet er das betroffene Gelenk. Schwellungen, Schmerzen und ein Bluterguss weisen z.B. auf einen Bänderriss hin. Verhärtet sich der Verdacht, überprüft der Arzt im Folgenden die Stabilität und Funktionalität des beeinträchtigten Gelenks. Hier gibt es je nach Verletzungsstelle unterschiedliche Verfahren. Um die Diagnose abzusichern, werden in der Regel bildgebende Verfahren (z.B. Röntgen oder MRT) eingesetzt.


Pech gehabt beim Sport? Jetzt hilft die PECH-Regel!
Therapie: Bei Verdacht auf einen Bänderriss empfehlen Ärzte als Erste-Hilfe-Maßnahme die  die sogenannte „PECH-Regel“: P bedeutet Pause, die Trainingseinheit sollte also abgebrochen werden. Der Buchstabe E steht für Eis. Denn um Schmerzen und Schwellung zu lindern, sollte die betroffene Stelle schnellstmöglich gekühlt werden. Das C deutet auf das englische Wort Compression, also Kompression, hin. Am besten eignet sich ein (nicht zu fester!) Druckverband. Mit dem Buchstaben H ist das Hochlagern des betroffenen Areals gemeint, auch diese Maßnahme verhindert ein starkes Anschwellen.

Nach der Erstversorgung sollte ein Bänderriss grundsätzlich von einem Fachmann behandelt werden. Ansonsten drohen die Beschwerden schnell chronisch zu werden, da die Bänder beispielsweise falsch zusammen wachsen können. Halten die Beschwerden nach dem Unfall also noch einige Tage an oder verschlimmern sich sogar, sollten Sie unbedingt einen Facharzt aufsuchen. Er kann außerdem prüfen, ob tatsächlich „nur“ die Bänder und/ oder Muskeln in Mitleidenschaft gezogen sind oder ob womöglich auch noch Knochen betroffen sind.

Liegt ein Bänderriss vor, gibt es grundsätzlich zwei Behandlungsoptionen: In der konservativen Behandlung wird das beeinträchtige Gelenk mit Hilfe einer speziellen Schiene, Gips oder Stützverband, ruhig gestellt, sodass es abheilen kann. Abhängig von der Schwere der Verletzung ist in manchen Fällen aber auch ein operativer Eingriff nötig. Bei einem Skidaumen ist beispielsweise fast immer eine Operation angezeigt. Hierbei strafft der Operateur das verletzte Band und näht es zusammen oder ersetzt es durch eine körpereigene Sehne.