Wissenschaftler in aller Welt sind überrascht, was Radfahren im Körper bewirken kann – von Abnehmen bis Herz-Kreislauf-Training. Welche erstaunlichen Gesundheitseffekte der Tritt in die Pedale außerdem hat – ein aktueller Überblick

Eine Auswertung von über 7000 Studien unter Leitung von Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln beweist es: Radfahren ist die Fitness-Sportart Nr. 1! Ob Muskeln oder Gelenke, Immun-oder Herz-Kreislauf-System – Radeln bringt den ganzen Körper in Top-Form, kann Krankheiten lindern oder gar deren Ausbruch verhindern. Was regelmäßiges Biken im Körper bewirken kann? Hier die neuesten Erkenntnisse: 

30 Minuten Joggen? Das schafft kaum ein ungeübter Sportler. Aber 30 Minuten Radfahren sind zu packen. Genau nach dieser Zeitspanne  treten positive Einflüsse auf die Herzfunktion auf. Prof. Froböse: „Durch regelmäßiges Radfahren kann ich den Herzrhythmus optimieren, und ich kann möglicherweise den Blutdruck senken, indem ich auch die Pumpleistung des Herzens erhöhe“, so Prof. Froböse. Die gleiche Menge Blut und Sauerstoff kann dann mit weniger Aufwand durch den Körper gepumpt werden – der beste Schutz gegen Durchblutungsstörungen der feinen Herzkranzgefäße. Und jede Minute mehr erhöht
die positiven Gesundheitseffekte.

Ab etwa 40 bis 50 Minuten wird laut Auswertung der Fettstoffwechsel angeregt. Ganz wichtig dabei: Verausgaben Sie sich nicht! Beste Ergebnisse erzielen man laut Prof. Froböse nämlich nur, wenn der Körper optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Denn: Fett können wir nur verbrennen, wenn die Muskeln kontinuierlich mit viel Sauerstoff versorgt werden. Erst dann schalten sich in den Muskelzellen Millionen kleiner Kraftwerke, die sogenannten Mitochondrien, ein und „knacken“ die Fettdepots. 

Sobald wir jedoch aus der Puste sind kommt es zu einem Sauerstoffdefizit. Die Folge: Der Körper reduziert die Fettverbrennung. Da beim Radfahren aber mehr als 70 Prozent des Körpergewichts vom Sattel getragen wird, sparen wir Kraft und können zudem die Belastung durch die Trittfrequenz so kontrollieren, dass der Körper stets im Fettverbrennungsmodus arbeitet. Aber woher weiß ich, dass ich im optimalen Fettverbrennungsmodus fahre? Sport-Wissenschaftler empfehlen folgende Formel: 180 minus das eigene Lebensalter minus 10. Der Puls einer 40-jährigen Frau oder eines gleichaltrigen Mannes liegt dementsprechend bei 120 Schlägen pro Minute. 

Auch der Rücken profitiert laut Prof. Froböse vom Radfahren. „Wenn der Fahrer die optimale Sitzhaltung mit leicht nach vorn gebeugtem Oberkörper einnimmt, gerät die Rückenmuskulatur unter Vorspannung und stabilisiert den Rumpf.“ Besonders die Region im Bereich der Lendenwirbelsäule, die bekanntlich leicht durch Bandscheibenvorfälle gefährdet ist, werden durch die gleichmäßigen Bewegungen gestärkt.  

Fitness-Experten wissen zudem: Die Gangschaltung entscheidet, ob man vom Radeln schlanke oder kräftige Beine bekommt. Hohe (schwere) Gänge lassen Muskeln anschwellen, bringen Beinumfang. Niedrige (leichte) Gänge wirken straffend, machen die Beine schlanker und die Oberschenkel straffer.
Tipp: einfach Zehen und Fußballen aufs Pedal setzen. Die Kraftübertragung erfolgt dann hauptsächlich über die Schenkel.

Auch für die Kniegelenke ist Radfahren vorteilhaft, meint Prof. Froböse. Denn durch die rhythmische Tretbewegung wird Gelenkflüssigkeit in den Gelenkknorpel gepresst, die dieser für eine optimale Funktion braucht. „Wer seine Gelenke durch regelmäßiges Radfahren schont, beugt dem Risiko
einer Erkrankung an Arthrose vor und sorgt dafür, daß Gehen und Laufen auch im Alter keine Probleme bereiten.“

Das Beste zum Schluss: Wer Rad fährt, lebt glücklicher! Denn das gleichförmige Treten in die Pedale führt auch zu einer Ausschüttung von Glückshormonen. Aufgrund der stimmungsaufhellenden Wirkung  verordnen einige Ärzte ihren depressiven Patienten sogar recht oft regelmäßiges Radfahren als Therapie.