Im Frühling ist wieder die Hochzeit der Heuschnupfen-Saison. Allergiker leiden mittlerweile jedoch fast ganzjährig unter umherschwirrenden Blütenpollen. Die Allergiekonzentration ist erhöht. Schuld ist der Klimawandel. Rund 16 Prozent aller Deutschen reagieren allergisch auf Gräser, Sträucher, Getreide, Bäume oder Kräuter, so der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Die Zahlen steigen.


Heuschnupfen: Auslöser, Symptome, Folgen
Der Heuschnupfen zählt zu den häufigsten Allergien in der westlichen Welt. In Deutschland ist jeder Fünfte von der allergischen Rhinitis betroffen. Entgegen dem Mythos, eine Pollenallergie bekäme man nur in jungen Jahren leiden auch rund zehn Prozent der Generation 65+ an Heuschnupfen. Die Gründe dafür sind nicht ganz eindeutig. Forscher vermuten jedoch eine Kombination der Gene mit vermehrter Umweltverschmutzung und zunehmender Hygiene, die die Immunabwehr schwächen.

Der Grund für die Entstehung von Heuschnupfen ist eine unangemessene Reaktion der Immunabwehr. Harmlose Blütenpollen gelangen über die Luft in den Körper. Das Immunsystem bildet in manchen Fällen daraufhin Antikörper, die den Botenstoff Histamin ausschütten. Histamine sind für die typischen Allergie-Symptome bei Pollen verantwortlich: triefende Nase, rote Augen und juckende Haut sowie Nies-und Juckreize in Nase und Gaumen. Die häufigsten Pollenarten, auf die allergisch reagiert wird, sind Gräser-, Birken-, Hasel- und Erlenpollen.

Heuschnupfen gehört zu den saisonalen Allergien. Die Hauptsaison ist von April bis August, aber auch in den Monaten davor und danach können die Pollen je nach Wetterlage aktiv sein. Ab 10°C fliegen Blütenpollen umher, Wind und Trockenheit verbreiten sie zusätzlich. Regen und niedrige Temperaturen dagegen machen Pollen den Garaus.

Eine Pollenallergie kann mithilfe eines Prick-Tests leicht festgestellt werden. Dazu wird das Allergen auf den Unterarm gegeben und über eine kleine Verletzung in die Haut befördert. Treten an den entsprechenden Stellen allergische Reaktionen auf, leidet die Person unter Heuschnupfen.


Folgen
Wer mehrere Jahre unter eine Pollenallergie leidet, ist besonders anfällig für Asthma und Neurodermitis. Das liegt daran, dass sich die Symptome auf andere Körperbereiche wie Lunge und Haut verschieben. Rund 40% aller Betroffenen entwickeln nach acht Jahren eine Asthma-Erkrankung.


Pollenallergie: Tipps für die Heuschnupfen-Zeit
Nur in sehr seltenen Fällen verschwindet Heuschnupfen von allein wieder. Meist bleibt er ein Leben lang und führt häufig zu Folgekrankheiten.

Wir haben einige Tipps zusammengestellt, damit der Umgang mit dem Heuschnupfen leichter fällt:

Medikamente
Gegen Heuschnupfen werden am häufigsten Medikamente, die Kortison enthalten verschrieben. Antihistaminika wie Cetirizin wirken bei einer leicht ausgeprägten Allergie gut. Sie entlasten durch ihre innere Wirkung sowohl Nasen und Augen als auch die Atemwege. 

Gegen die tränenden Augen helfen spezielle Tropfen, die beruhigend wirken.

Generell, aber insbesondere für Schwangere, sind vorbeugende Wirkstoffe mit Cromoglizinsäure empfehlenswert. Sie verhindert, dass der Körper überhaupt Histamine freisetzt und dadurch Symptome auslöst.

Kontrovers betrachtet werden Nasensprays, da diese bei dauerhafter Anwendung starke Nebenwirkungen haben. Die Nasenschleimhaut wird angegriffen und kann brennen, stechen oder sogar bluten. Generell sollten Nasensprays maximal vier Wochen am Stück angewendet werden. Ihre Verwendung kann abhängig machen.

Kontakt mit dem Allergen vermeiden
Wer weiß, welche Pollenarten die Allergie auslösen, sollte diese möglichst meiden. Dies ist im Alltag nicht immer möglich. Dennoch gibt es einige Strategien, um dem Kontakt mit den Blütenpollen zu entgehen:

  • autofahrende Allergiker können in einen Pollenfilter für die Lüftungsanlage investieren
  • nur abends durchlüften – zu dieser Tageszeit ist die Pollenkonzentration in der Luft am geringsten
  • abends die Haare gründlich waschen, um Pollenrückstände zu entfernen
  • wer den Tag draußen verbringt, sollte seine getragene Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer lassen
  • Die Wäsche nicht auf dem Balkon oder im Garten trocknen, sondern geschlossene Räume bevorzugen

Sensibilisierung
Wer nicht mehr unter Heuschnupfen leiden möchte, kann sich sensibilisieren lassen. Bei der sogenannten Hyposensibilisierung erhalten Allergiker einmal im Monat eine Spritze mit dem Allergen. Alternativ können auch Tabletten verabreicht werden. Die Dosis wird während des Behandlungszeitraums kontinuierlich gesteigert, bis sich der Körper an die Substanz gewöhnt hat und die Allergie verschwindet. Der kontrollierte Kontakt mit dem Allergen bewirkt, dass die Gewöhnung auch nach der Therapie weiter anhält.

Es gibt zwei Arten der Hyposensibilisierung. In der präsaisonalen Variante startet die Therapie nach der Allergiesaison, während dem Pollenflug wird ausgesetzt. Die perenniale Sensibilisierung erfolgt ganzjährig. Während die Pollen fliegen, wird jedoch die Allergen-Dosis verringert. Die Therapiedauer beträgt meist zwischen drei und fünf Jahren. Um diese nicht unnötig zu verlängern ist es wichtig, dass sich Patienten genau an die Termine halten.

Eine schnellere Alternative ist die neue Cluster-Immuntherapie. Mit einer Gesamtdauer von gerade einmal vier Wochen und 2-3 ambulanten Injektionen, die alle drei Tage verabreicht werden, ist sie deutlich schneller als eine herkömmliche Hyposensibilisierung. Der Nachteil: stark ausfallende Nebenwirkungen, die ärztlich streng überwacht werden müssen.

Allergieimpfung
Zum Jahresanfang 2018 wurde von der Universität Wien ein Patent für einen Impfstoff gegen Gräserpollen-Allergie eingereicht. In einer Studie fand eine Forschergruppe der Uni heraus, dass die Symptome von Pollenallergikern nach Injektion des Impfstoffes um mindestens 25 Prozent zurückgingen. Das Besondere: Je stärker ausgeprägt die Allergie war, desto besser war die Wirkung. Allergiker müssen sich allerdings noch gedulden: Der Impfstoff soll erst 2021 auf den Markt kommen.

Akupunktur
Auch sanfte Therapiemethoden können wirksam sein. Akupunktur soll die Körperkräfte ins Gleichgewicht bringen. Dazu werden mit Nadeln bestimmte Punkte im Körper, die Organe und Körperfunktionen beeinflussen, stimuliert. Laut einer Studie der Uniklinik Dresden waren 80 Prozent der Patienten nach zehn Wochen Nadeltherapie beschwerdefrei.


Achtung, Kreuzallergie: Aufgepasst bei Obst und Nüssen
Rund 60% aller Allergiker leiden unter einer Kreuzallergie. Sie reagieren also dank ihrer Pollenallergie auch auf bestimmte Lebensmittel allergisch. Das betrifft hauptsächlich Obst und Nüsse. Wem beispielsweise von Erle, Hasel, Birke oder anderen Frühblühern die Nase läuft, verträgt häufig auch keine Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Pfirsiche oder Mandeln.

Schuld ist die Ähnlichkeit der Proteine in den Pollen mit einigen Lebensmittel-Eiweißen. Kreuzallergien treten während der Pollensaison auf. Betroffene können also im Winter oft bedenkenlos einen Apfel essen. Im Frühjahr hingegen kann dieser Reaktionen wie Kribbeln, Juckreiz und Schwellungen in Mund- und Rachenschleimhäuten auslösen. Die Allergie wird durch die zeitgleich fliegenden Pollen doppelt bedient.