Jeder kann Leben retten!
Für die meisten von uns ist es eine Horrorvorstellung: Jemand bricht auf offener Straße zusammen, ringt nach Luft und bleibt schließlich regungslos liegen. Ganz klar: in diesem Fall zählt jede Sekunde – lebensrettende Maßnahmen können dann über Leben und Tod entscheiden. Das Problem dabei: Nur die wenigsten Menschen trauen sich eine Reanimation überhaupt zu. Deswegen ist es wichtig zu wissen: Jeder kann Leben retten – und alles ist besser,
als gar nichts zu tun.
Wenn jemand vor unseren Augen um sein Leben ringt, dann ist es ein großer Vorteil, wenn man genau weiß, was zu tun ist – und in welcher Reihenfolge. Leider trifft das nur auf die wenigsten Menschen zu. Die meisten von uns haben zwar bereits einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, wie er etwa vor der Führerscheinprüfung vorgeschrieben ist. Liegt dieser schon viele Jahre oder sogar Jahrzehnte zurück, sind die Inhalte jedoch meist schon längst in Vergessenheit geraten. Genau dieses Wissen kann jedoch lebenswichtig sein. Darauf weist auch Dr. Martin Buchholz hin, der deswegen den Verein
„Ich kann Leben retten“ gegründet hat: „Wenn bei einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen niemand in der Nähe ist, der die lebensrettenden Notfallmaßnahmen beherrscht, haben die Patienten eine Chance von 75 %, keine Spätfolgen davonzutragen. Ist dies nicht der Fall, wird der Betroffene das Krankenhaus womöglich nicht lebend erreichen.“ Wir haben die Grundregeln einmal zusammengefasst, sodass sich jeder in Erinnerung rufen kann, wie er sich im Notfall
am besten verhält.
Notruf wählen
Hat jemand ganz offensichtlich ein medizinisches Problem, sollte man zu der Person hingehen und prüfen, ob sie ansprechbar ist und atmet. Im Notfall sollte dann direkt der Notruf unter 112 abgesetzt werden. Dort ist es wichtig, die Lange möglichst präzise zu schildern. Als Faustregel gelten die wichtigen W-Fragen:
- Wer ruft an?
- Wo ist etwas passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
Auswendig lernen muss man diese Fragen jedoch nicht: In der Notrufzentrale sitzt immer eine kompetente und geschulte Person, die mit knappen
Rückfragen durch das Gespräch führt.
Keine Atmung: Wiederbelebungsmaßnahmen starten
Der Mitarbeiter des Notrufs wird schnell die Frage stellen, ob die Person noch atmet. Ist dies nicht oder nur schwach und unregelmäßig der Fall oder hat sich bereits die Haut bläulich verfärbt, müssen sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen werden, denn bereits nach 3 Minuten ohne Atmung können bleibende Hirnschäden entstehen. Für den Ersthelfer ist es wichtig, nicht in Panik zu geraten. Gut zu wissen: Die Grundregeln der Reanimation sind sehr einfach und von jedem auch ohne Vorkenntnisse durchführbar. Bei Bedarf gibt es genaue Instruktionen über das Telefon. Zurückhaltung und Hemmungen sind dabei allerdings nicht angezeigt – es gilt: Alles ist besser als nichts zu tun. Die Wiederbelebungsmaßnahmen werden möglichst ohne Unterbrechung so lange durchgeführt,
bis die Person wieder selbstständig atmet und zu Bewusstsein kommt oder bis ein Notarzt bzw. der Rettungsdienst eintreffen.
Wiederbelebung: So geht’s
- Die Person auf einem harten Untergrund auf den Rücken legen.
- Die Herzdruckmassage durchführen. Dabei wird 120-mal pro Minute mit beiden Handballen fest auf die Mitte des Brustkorbs auf das Brustbein gedrückt – etwa zweimal pro Sekunde und etwa 5-6 Zentimeter tief. Die Arme des Ersthelfers bleiben für eine optimale Kraftübertragung durchgestreckt.
Sofern noch andere Menschen in der Nähe sind, die womöglich herumstehen oder sogar tatenlos zusehen, kann es sehr hilfreich sein, diese mit einzubeziehen. Sprechen Sie die Personen direkt an – sie können helfen, indem sie beruhigend auf die bewusstlose Person einreden, die Hände halten,
den Kopf streichen oder sich um Angehörige kümmern, die vor Ort sind.
Bei niedrigen Temperaturen und wenn es absehbar ist, dass der Rettungsdienst länger braucht, bis er vor Ort ist, etwa weil der Notfall auf dem Land passiert ist, kann es zudem wichtig sein, die Person zu wärmen – am besten mit einer Rettungsdecke, notfalls aber auch mit Jacken, Mänteln oder Schals von
anderen Personen.
Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
Wenn der Patient atmet, aber bewusstlos ist und auch durch Ansprechen und Berührungen nicht aufzuwecken ist, dann sollte er in die stabile Seitenlage gebracht werden. Wer vergessen hat, wie diese funktioniert, findet hier (https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/der-kleine-lebensretter/stabile-seitenlage/) eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Der Ersthelfer erhält aber auch in diesem Fall eine telefonische Anleitung, nachdem er den Notruf gewählt hat.
Offene Verletzung: Erstversorgung leisten
Wer als Ersthelfer bei einem Auto- oder Motorradunfall vor Ort ist, wird womöglich mit Verletzungen wie offenen Wunden konfrontiert. Auch hier ist es am wichtigsten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Nachdem der Notruf verständigt wurde, ist bei Bedarf eine erste Wundversorgung zu leisten. Blutet eine Wunde stark, ist es notwendig, durch das Anlegen eines Druckverbandes die Blutung zu reduzieren oder zu stoppen. Ist die Verletzung an einem Arm oder Bein, sollte das entsprechende Körperteil hochgelagert werden. Handelt es sich um eine Kopfverletzung, ist der Kopf erhöht zu lagern. Mit dem Patienten zu sprechen und ihn zu beruhigen kann dann ebenfalls sehr hilfreich sein, denn häufig gesellt sich zu den äußerlichen Verletzungen ein Schock, der zu einem veränderten Puls, Kaltschweißigkeit, Übelkeit oder sogar zu Bewusstseinseintrübungen und Bewusstlosigkeit führen kann.
Fazit:
Egal, um welche Art von Notfall es sich handelt: Schauen Sie nicht weg! Prüfen Sie immer zuerst, ob die Person ansprechbar ist oder atmet und rufen Sie dann den Notruf – wenn Sie sich nicht sicher sind, was zu tun ist, lassen Sie sich Instruktionen geben und befolgen Sie diese. Das ist keine Kunst und nicht schwer, kann aber Leben retten.
Ein weiterer Tipp: Wenn der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon eine Weile her ist, lohnt es sich, diesen aufzufrischen – am besten alle zwei bis drei Jahre.
So ist die Hemmschwelle im Notfall niedriger und die lebensrettenden Maßnahmen sind viel präsenter.